Wie kam es dazu, dass du bei I’m a Scientist mitgemacht hast? Hattest du schon vorher Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation? Und war es dein erster Kontakt in diesem Rahmen mit der Zielgruppe Schüler*innen?
Seit 2017 bin ich bei Jugend forscht als Juror im Regionalwettbewerb Hessen Mitte tätig und freue mich schon jedes Jahr auf die spannenden Projektvorstellungen und Gespräche mit den teilnehmenden Schüler*innen. Als ich daher 2020 eine Email der Forschungsbörse, eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, erhalten habe, in der ein neues online Angebot für Schüler*innen und Wissenschaftler*innen angekündigt wurde, fand ich das sehr interessant. So bin ich zu I’m a Scientist gekommen und habe dann Anfang 2022 an meiner ersten Themenrunde zum Klimawandel teilgenommen.
Mit welchen Erwartungen bist du in die Themenrunde „Stadt der Zukunft“ hineingegangen?
Ich kannte den Ablauf schon aus zwei vorherigen Themenrunden, an denen ich teilgenommen hatte. Daher habe ich mich auf die 30-minütigen intensiven Chats mit den Schüler*innen gefreut. Ich hatte die Erwartung, ganz unterschiedliche Fragen aus den Themenfeldern Gebäude, Stadtplanung, Zusammenleben, Klimawandel und Mobilität zu bekommen. Es ist gut, dass wir die Chats immer mit mehreren Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Fachrichtungen bearbeiten, denn niemand kann in allen Feldern Spezialist*in sein. Was mich diesmal überrascht hat, waren zwei Dinge: Erstens, dass viele Schüler*innen Fragen zu The Line, einem Städtebauprojekt in Saudi Arabien, hatten. Die Werbung für dieses Projekt hat wohl viele Schüler*innen erreicht und Interesse an zukünftigen Städten und deren Aussehen hervorgerufen. Zweitens, dass viele der Fragen gezeigt haben, dass die Schüler*innen sich bereits sehr intensiv damit beschäftigt hatten, wie wir in den nächsten Jahrzehnten wohnen, arbeiten und leben werden.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und vielleicht auch für deine Forschung mit?
Ich nehme auf jeden Fall mit, dass es wichtig ist, über Projekte und Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung auch außerhalb des wissenschaftlichen Umfelds zu diskutieren. Für mich persönlich habe ich mitgenommen, dass ich weiter daran arbeiten möchte, komplexe Sachverhalte auf ihren Kern zu reduzieren und allgemeinverständlich zu erklären.
Du hast in deinem Profil geschrieben, dass du dein Preisgeld von 500 € für einen Besuch an einer Schule einsetzen möchtest. Hast du dich schon entschieden, was genau du machen möchtest und wie du es umsetzt? Kannst du uns kurz erklären, warum du dein Preisgeld dafür einsetzen möchtest?
Ja, ich würde gerne die online begonnene Diskussion in der echten Welt weiterführen und Schüler*innen für die Themen Gebäude und Städte der Zukunft begeistern. Gerne besuche ich daher im Jahr 2023 eine oder mehrere Schulen zusammen mit meinen Studierenden, um mit den Schüler*innen darüber zu diskutieren, wie wir in Zukunft leben werden und wie unsere Häuser und Städte in Zukunft gestaltet sein sollten. Natürlich können wir auch Fragen zum Studium und zu Forschung und Wissenschaft beantworten. Vielleicht bringen wir sogar das eine oder andere Exponat mit. Wenn es also Lehrer*innen gibt, die dies mit ihren Klassen umsetzen möchten, können sie sich gerne bis zum 15.2.2023 bei mir melden. Meine Kontaktdaten finden sich auf der Webseite der TH Mittelhessen oder hier bei I’m a Scientist.
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an I’m a Scientist teilzunehmen?
Auf jeden Fall mitmachen! Und dann offen sein für einfach gestellte, aber schwierig zu beantwortende Fragen. Wichtig ist es aus meiner Sicht auch, auf Augenhöhe mit den Schüler*innen zu diskutieren und nicht von oben herab zu dozieren. Dabei hilft es, nicht in Wissenschaftssprache zu verfallen, sondern die Antworten in Alltagssprache zu geben.
Gab es eine Frage in den Chats oder auf der Webseite, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
In den Chats kamen viele verschiedene Themen zur Sprache. Einige Beispiele sind:
Wie unterscheiden sich Städte und Dörfer in der Zukunft? Nachhaltigkeit und Klimaneutralität – Wie soll das in Gebäuden und Städten umgesetzt werden? Welche Rolle spielen Baustoffe und Recycling dabei? Wie groß werden Wohnungen und Häuser in Zukunft sein? Wie kann man Interaktion unterstützen? Wie sieht es zukünftig mit Pflanzen in Städten aus? Welche Ansätze gibt es hierfür?
Die Frage, die diese Aspekte am besten zusammenfasst und in meinem letzten Chat gestellt wurde, war: Wie sieht ihre perfekte Stadt der Zukunft aus, welche Aspekte sind dazu am wichtigsten?
Da ich in meiner Forschung auch mit Modellen der künstlichen Intelligenz (KI) arbeite, habe ich ein bekanntes KI Modell – Dall-E von openAI – mit den Fragen gefüttert, die in den Chats gestellt wurden. Im nebenstehenden Bild seht ihr, was diese KI auf Basis eurer Fragen für ein Bild einer Future City entworfen hat.
Michael Arndt hat an Universitäten in Deutschland und Großbritannien studiert, dann einige Jahre in der Industrie gearbeitet und ist heute an der TH Mittelhessen am Campus Friedberg tätig. Er lehrt dort als Professor für Gebäudeautomation und leitet den Studiengang Elektro- und Informationstechnik. In seiner Forschung untersucht er, wie Gebäude mit technischen Mitteln nachhaltiger, komfortabler und sicherer gemacht werden können. In seiner Freizeit malt er und entwickelt interaktive Kunstobjekte.
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